Einleitung
Viele meiner Patientinnen und Patienten klagen über das Gefühl, im Dauerlauf zu sein. Kaum ein Thema wurde so breit behandelt wie Stress, und dennoch ist mir wichtig, es kurz und praktisch einzuordnen. Denn anhaltender Stress zählt zu den wichtigsten Faktoren, die Gesundheit und Wohlbefinden langfristig schädigen. Dieser Beitrag beleuchtet drei verknüpfte Ebenen — körperliche, seelische und naturheilkundliche — weil sich hier konkret hilfreiche Schritte zeigen. Den Schwerpunkt Selbstwahrnehmung, den ich in der Praxis intensiv nutze, habe ich bewusst aus diesem allgemeinen Beitrag herausgenommen und vertiefe ihn separat. Vertiefende Informationen hierzu finden Sie auf der Seite „Stress-Therapie-Kiel“
Der Körper im Alarmzustand
Unser vegetatives Nervensystem unterscheidet nicht zwischen einer echten Gefahr und dem Druck einer Deadline. Es schaltet in den „Kampf-oder-Flucht“-Modus, Cortisol und Adrenalin fluten den Organismus. Kurzfristig macht uns das leistungsfähig – langfristig schwächt es Immunsystem, Verdauung und Herz-Kreislauf. Erste Schritte zur Entlastung sind oft erstaunlich einfach: regelmäßige Bewegung, tiefe Atmung, kleine Pausen. Schon ein Spaziergang im Freien kann den Parasympathikus aktivieren und den Körper zurück in den Ruhemodus bringen.
Die Psyche als Verstärker
Stress entsteht nicht nur durch äußere Anforderungen, sondern auch durch unsere innere Haltung. Grübeln, Sorgen und Selbstkritik verstärken die Belastung – selbst wenn die äußere Situation längst vorbei ist. Psychotherapeutische Methoden helfen, diese Muster sichtbar zu machen und zu verändern. Wer lernt, Gedanken zu beobachten statt sich von ihnen treiben zu lassen, gewinnt Abstand. Achtsamkeit, Meditation und Selbstreflexion öffnen den Raum für neue Perspektiven – und damit für innere Ruhe.
Naturheilkundliche Unterstützung
In der Naturheilkunde lassen sich drei Ebenen gut miteinander kombinieren:
- Phytotherapie Pflanzen wie Passionsblume, Melisse oder Lavendel wirken beruhigend und fördern den Schlaf.
- Mikrobiologische Ernährung Ein gesunder Darm stärkt nicht nur das Immunsystem, sondern beeinflusst auch die Stressverarbeitung über die Darm-Hirn-Achse. Ballaststoffreiche Kost und fermentierte Lebensmittel unterstützen dabei.
- Ordnungstherapie Ein klarer Tagesrhythmus, bewusste Pausen und digitale Auszeiten helfen, den inneren Takt wiederzufinden.
Tipp: Kalt‑warme Unterarmgüsse (10–15 Minuten täglich) aktivieren den Parasympathikus, fördern die vagale Regulation und können Stressreaktionen spürbar mildern.
Phytotherapie, Mikrobiom und Ordnungstherapie bilden eine gemeinsame Grundlage, die an unterschiedlichen Wirkmechanismen ansetzt und sich dadurch ergänzen kann.
Fazit
Stress gehört zum Leben – er lässt sich nicht vollständig vermeiden. Entscheidend ist, wie wir mit ihm umgehen. Wenn wir die Signale unseres Körpers ernst nehmen, uns Zeit für Erholung gönnen und auch die seelischen Belastungen bewusst anschauen, kann Schritt für Schritt wieder mehr Ausgleich entstehen. Balance ist kein Zustand, den man einmal erreicht und dann behält – sie ist ein Prozess, der immer wieder neu gepflegt werden will.