Reflexionen zur geistigen Selbstbefreiung – kein therapeutisches Angebot.
Stressbewältigung, Selbstbewusstsein & Lebensfreude – Impulse für innere Freiheit
Heilpraktiker Kiel Dr. sc.agr. Henning Zitscher
Inhalt
Stress raubt uns Energie – und oft auch Selbstvertrauen und die Freude am Leben. Hier finden Sie Impulse, wie Stressbewältigung, Selbstbewusstsein und Achtsamkeit zusammenwirken, um innere Ruhe und Lebensfreude neu zu entdecken. Dabei fließen Selbstreflexion und psychosomatische Erkenntnisse ein, die helfen, Blockaden zu lösen und Klarheit zu gewinnen.
Zugleich lade ich Sie ein, die psychosomatische Wirkung innerer Zustände zu erforschen – von der Entstehung des Ego bis zu seinen krankmachenden Ausprägungen und den Möglichkeiten, durch kontemplative Methoden wie PSET geistige Freiheit zu erfahren. Diese Impulse ergänzen meine Psychotherapie in Kiel – Heilpraktiker Psychotherapie und meine Psychosomatik‑Angebote.
Der Impulsbereich versteht sich als ergänzender Denkraum zur therapeutischen Arbeit – ein Ort für Inspiration, Vertiefung und geistige Freiheit. Er bietet Ihnen die Möglichkeit, sich mit zentralen Fragen des Menschseins auseinanderzusetzen und neue Perspektiven auf innere Prozesse zu gewinnen.
Dem Ego auf die Spur kommen – eine Reise zur inneren Freiheit
Viele belastende Gefühle entstehen aus dem Ego. Sie wirken auf Psyche und Körper. Wer versteht, wie sich das Ego im Wahrnehmungsprozess bildet, stärkt nicht nur seine innere Klarheit, sondern auch sein Selbstbewusstsein – und erhält wichtige Ansätze, um sich von diesen Wirkungen zu lösen.
Im folgenden Abschnitt werden die sechs Phasen der Wahrnehmung vorgestellt, die im Video bereits angedeutet werden. Sie zeigen, wie sich aus neutraler Sinnesaufnahme Schritt für Schritt das Ego formt – und wie das Verständnis dieses Prozesses hilft, sich von seinem Einfluss zu lösen.
Was ist das Ego?
Das Ego ist das mentale Bild, das wir von uns selbst erschaffen – geprägt durch Erinnerungen, Bewertungen, Rollen und emotionale Verknüpfungen. Es entsteht durch die Identifikation mit bestimmten inneren Zuständen und dem Bedürfnis, sie als „Ich“ zu definieren.
Wie entsteht das Ego?
Das Ego ist ein inneres Bild, das entsteht, wenn gegenwärtige Selbstwahrnehmung über eine projizierte Selbsterinnerung auf ein äußeres Objekt projiziert und mit ihm verknüpft wird.
1. Die sinnliche Wahrnehmung – Kopie der Außenwelt
Die Wahrnehmung beginnt mit der unveränderten Aufnahme physikalischer Sinnesreize. Diese werden vom Körper in den Geist „kopiert“ und erscheinen dort zunächst als rohe, unbearbeitete Repräsentationen. In diesem frühen Stadium sind sie beobachtbar als reine Soheit – frei von Interpretation oder Emotion.
Reflexionsfrage:
Welche Sinneseindrücke hast du heute unbemerkt aufgenommen?
2. Die erste emotionale Färbung – Muster und Instinkt
Auf grob unterscheidbaren Sinnesmustern zeichnen sich instinktive emotionale Reaktionen ab. Diese Grundlagen wirken wie ein Filter und beeinflussen die weitere Verarbeitung: Sie bestimmen, wohin unsere Aufmerksamkeit gelenkt wird und wie wir auf das Wahrgenommene reagieren.
Mini-Übung:
Schließe die Augen, atme tief ein und verfolge eine Emotion, die gerade hochkommt. Notiere sie in einem Journal.
3. Raumwahrnehmung und Assoziation
Die Sinnesmuster differenzieren sich weiter aus und werden mit vergangenen Erlebnismomenten assoziiert. Diese Assoziationen tragen Erinnerungen an das damalige Selbsterleben in sich – ein Erleben, das nicht im Körper verortet wird, sondern wie etwas von außen Betrachtetes erscheint. Es entsteht eine doppelte Wahrnehmungsebene: die des aktuellen Phänomens und die der damit verknüpften Assoziation.
Praxis-Tipp:
Wenn dich ein Bild oder Geräusch innerlich berührt, frage dich: Mit welcher früheren Situation ist das verbunden?
4. Die Bewertungs-Lücke – Ursprung des Ego
Zwischen Wahrnehmung und Reaktion entsteht eine kleine, oft übersehene Lücke. In diesem Zwischenraum findet eine Bewertung statt: Die Assoziation wird hinsichtlich ihrer emotionalen Bedeutung geprüft. Trägt sie Elemente, zu denen man erneut eine Beziehung aufbauen oder eine Beziehung vermeiden möchte, verschmilzt die aktuelle Selbstwahrnehmung mit dem erinnerten Selbstbild. Die beiden Ebenen – die gegenwärtige Wahrnehmung und das vergangene, assoziierte Selbsterleben – beginnen, sich miteinander zu vermischen. Dabei werden die assoziierten Phänomene, die ursprünglich mit dem vergangenen Selbstgefühl verknüpft waren, den aktuell wahrgenommenen Eindrücken zugeordnet. Es entsteht eine dialogische Situation, in der die erinnerten Eigenschaften der früheren Erlebnisse auf die gegenwärtigen Phänomene projiziert werden. Das aktuelle Selbsterleben wird nun als Gegenüber zu diesen vergangenen Inhalten betrachtet – ein innerer Dialog wird möglich. Infolge dieser inneren Verschmelzung verliert sich der Bezug zur ursprünglichen Form und zur bewussten Wahrnehmung des Moments. Eine überpersönliche, nüchterne und vernünftige Sichtweise ist in diesem Zustand nicht mehr möglich. Stattdessen gewinnt das innere Narrativ die Oberhand.
Übung:
Halte fünf Atemzüge inne, wenn du bemerkst, dass dein Ego sofort bewertet.
5. Die dialogische Vermischung von Raum und Selbst
In dieser Verschmelzung erscheinen Umwelt und Selbstbild als getrennte Kompartimente: Ich und Du, Ego und Umwelt. Die überpersönliche Raumsicht geht verloren, und die eigene Identität wird als Ego mit Lokalität im Körper verstanden. Die Welt wird zum Spiegel des inneren Zustands: Gefühle, Gedanken und Körpersensationen werden so verarbeitet, als könne die Umwelt sie „mitsehen“. Daher beginnt die narrative Umwelt, wie im Traum, auf den inneren Zustand zu reagieren – narrative Reaktionen entstehen, die sich nicht mehr auf das Außen beziehen, sondern die eigene Innenwelt ins Außen projizieren.
Gedanken-Impuls:
Wie projizierst du gerade deine Innenwelt ins Außen?
6. Die heilende Praxis – Im Raum der Wahrnehmung verweilen
Der Abstand zwischen Wahrnehmung und Reaktion – unsere „Bewertungs-Lücke“ – wird durch innere Bedürfnisse und Ängste bestimmt. Je stärker die emotionale Erwartung oder Furcht, desto reflexhafter reagiert das Ego: Die Antwort entspringt dann nicht der Beobachtung, sondern einem Gemisch aus Wunsch/Angst und Bewertung. Wer lernt, in der unmittelbaren Wahrnehmung zu verweilen, beobachtet die aufkeimende emotionale Färbung, ohne sich mit ihr zu identifizieren. Diese Achtsamkeit verlängert die Bewertungs‑Lücke, erhält die überpersönliche Selbstwahrnehmung und stabilisiert ein unmittelbares Selbstbewusstsein. In diesem Zustand entsteht kein narratives Ich und der Beobachter bleibt frei von belastenden Emotionen - das erleben unbelastende Gefühle wie unbedingte Freude, Liebe oder Mitgefühl bleiben davon unberührt. So wird sichtbar, dass alle belastenden Gefühle aus der Beziehung zum Ego und dessen Geschichten entstehen. Durch die überpersönliche, achtsame Beobachtung erkennen wir, dass unser eigentliches Selbst nicht an einen Körperort gebunden ist, sondern sich im offenen Raum der Wahrnehmung entfaltet.
Abschließende Übung:
Setze dich jeden Morgen fünf Minuten in Stille und beobachte die entstehende Bewertungs-Lücke.
Bonus-Übung:
Betrachte einen Gegenstand für 60 Sekunden ohne Urteil. Dann beschreibe ihn, ohne ihn zu benennen. Was verändert sich?
Was bleibt, wenn das Ego sich auflöst?
Wenn die Illusion des Egos sich auflöst, erscheinen die wahrgenommenen Phänomene lediglich als Form, Klang und andere Sinneseindrücke. Die damit verbundenen inneren Bilder werden als bereits erlebt erkannt, und der Ursprung der Wahrnehmung liegt nicht mehr im Körper lokalisiert, sondern unbegrenzt im umgebenden Raum.
Gefühle lösen sich von selbst auf, und der Zeithorizont wird als zeitlos erfahren. Körperempfindungen und Gedanken erscheinen nicht mehr als etwas Eigenes, sondern werden als von außen, aus dem Raum, wahrgenommen erlebt. Das, was wahrnimmt, erkennt sich selbst als unvergänglich – dadurch fehlt die Grundlage für belastende Emotionen, und es stellt sich eine tiefe Gleichmütigkeit gegenüber den Erscheinungen ein.
Diese Gleichmütigkeit ist keine Leere oder Gleichgültigkeit, sondern wird als Fülle empfunden. Je nachdem, welcher Aspekt der Wahrnehmung im Fokus steht, wird das eigene geistige Spiel als Freude erlebt. Die unbegrenzte Weite des eigenen Geistes offenbart sich als Liebe gegenüber allem, was ist.
Ein Gefühl von Klarheit macht Erleben unmittelbar. Diese Gegenwärtigkeit führt zu einem Aha-Erleben, in dem jeder Moment als neu und einzigartig erfahren wird.
Die Suche nach Ego-Losigkeit zielt nicht darauf ab, dauerhaft erleuchtet zu sein, sondern vielmehr darauf, für einen kurzen Erkenntismoment die Welt ohne das Filter des Egos zu erleben. In diesen flüchtigen Augenblicken wird eine Grundlage gelegt, die langfristig heilsame Impulse für die geistige Entwicklung setzt und das Potenzial für tiefere Transformationen im Leben freisetzt.
Abschlussbetrachtung:
Erkenne, dass du nicht deine Gedanken und Gefühle bist. „Du“ bist der wahrnehmende Raum, in dem sie erscheinen. Sie kommen und gehen, das was wahrnimmt bleibt unberührt.
Erkrankungen als Ausdruck gestörter Ego-Strukturen
Hinweis: Dieser Abschnitt wird häufig direkt verlinkt. Für ein vollständiges Verständnis lohnt sich auch ein Blick auf die vorhergehenden Wahrnehmungsebenen.
Viele psychische und psychosomatische Erkrankungen lassen sich als Ausdruck gestörter Ego-Strukturen verstehen. Die bekanntesten Erscheinungsformen sind der Egozentriker und der Egoist. In ihrer krankhaften Ausprägung sprechen wir beim Egozentriker von einem Narzisst oder Egomanen, beim Egoisten hingegen zeigt sich häufig eine Angststörung.
Ordnen wir diese pathologischen Mechanismen dem oben beschriebenen Ablauf der Selbstwahrnehmung zu, ergeben sich zwei typische Muster:
- • Der Egozentriker erlebt seine Assoziationen als vom Außen getrennt und als rein subjektiv. Er konstruiert daraus ein inneres Narrativ: „Ich sehe und verstehe die Dinge besser als mein Gegenüber.“ Wird seine Selbstwahrnehmung durch Ignoranz oder mangelnde Anerkennung infrage gestellt, reagiert er narzisstisch-aggressiv – als Verteidigung seiner angenommenen Großartigkeit.
- • Der Egoist hingegen erlebt die wahrgenommene Grundlage untrennbar mit seiner assoziierten Erinnerung verbunden. Jede Reaktion des Gegenübers wird als auf ihn bezogen interpretiert. Aus der Befürchtung heraus, hilflos oder mittellos zu sein, entwickelt er ein inneres Narrativ, das alle potenziellen Entwicklungen in diese Richtung antizipiert und zu vermeiden versucht. Dieses Verhalten ist Ausdruck eines tiefen Schutzbedürfnisses – und kann sich als Angststörung manifestieren.
Beide Muster zeigen, wie das Ego durch die Vermischung von Erinnerung und aktueller Wahrnehmung eine verzerrte Realität erschafft. Die daraus entstehenden Reaktionsmuster sind nicht Ausdruck des freien Selbst, sondern der Identifikation mit einem inneren Bild, das Schutz und Kontrolle sucht.
Was unterscheidet einen Egoisten von einem Egozentriker?
Ein Egozentriker erlebt seine Gedanken und Assoziationen als überlegen und unabhängig vom Außen. Er glaubt, die Welt besser zu verstehen als andere und erwartet Anerkennung für seine Sichtweise. Ein Egoist hingegen bezieht alles auf sich – er erlebt die Umwelt als Spiegel seiner inneren Ängste und versucht, sich durch Kontrolle und Besitz vor Verletzung zu schützen. Während der Egozentriker nach Bestätigung strebt, sucht der Egoist nach Sicherheit.
Ab wann wird Egoismus krankhaft?
Krankhaft wird Egoismus, wenn der Mensch den Kontakt zur äußeren, unbedrohlichen Soheit verliert – also zur reinen, unverfälschten Wahrnehmung jenseits seiner inneren Geschichten. Dann wird jede Reaktion des Gegenübers als potenzielle Bedrohung interpretiert. Das Ego reagiert nicht mehr auf das Außen, sondern auf die eigenen Befürchtungen. Dieses Verhalten ist Ausdruck eines tiefen Schutzbedürfnisses und kann sich als Angststörung manifestieren.
Ab wann ist ein Egozentriker krankhaft?
Ein Egozentriker wird krankhaft, wenn er beginnt, die Verschmelzung mit dem Gegenüber bewusst herbeizuführen, um durch empathische Einschätzungen Vorteile zu erlangen. Er nutzt die Wahrnehmung des anderen strategisch, um seine eigene Überlegenheit zu bestätigen – etwa durch Manipulation oder emotionale Steuerung. Die dialogische Selbstwahrnehmung wird zur Bühne für ein inneres Narrativ der eigenen Großartigkeit.
Alleinsein – Die stille Kraft der Beziehungslosigkeit
In einer Welt, die sich über Verbindung definiert, wirkt das Alleinsein oft wie ein Makel. Wer allein ist, gilt als nicht integriert. Wer allein sitzt, wird gefragt, ob alles in Ordnung sei. Und wer allein lebt, wird nicht selten bemitleidet. Dabei liegt im Alleinsein eine stille Kraft, die wenig bekannt ist – und noch weniger bewusst kultiviert.
Die ursprüngliche Freude des Kindes
Ein kleines Kind erfährt Freude nicht durch etwas, sondern als Ausdruck seines Selbsterlebens. Es erlebt sein geistiges Spiel als spontane Reaktion auf die Umwelt. In diesem Zustand erkennt es intuitiv die Vielgestaltigkeit seiner eigenen Wahrnehmung – wie sich Erinnertes mit Gegenwärtigem mischt. Dies ist möglich, weil der kindliche Geist unmittelbar erfasst, dass er individuell ist. Das Gewahrsein dieses eigenen geistigen Spiels im Erleben der Umwelt führt zu einer unbedingten, also allein aus sich selbst entstehenden Freude.
Mit wachsendem Verantwortungsbewusstsein beginnt sich das Ego zu formen. Das Kind erkennt seinen Einfluss – auf sich selbst, andere und die Umwelt – und entwickelt zugleich das Bedürfnis, dieses Selbstbild zu schützen. Aus diesem Schutzimpuls heraus verschiebt sich das Erleben: Die Umwelt erscheint – vermittelt durch ihre objektiv wahrnehmbaren Objekte – als vermeintliche Quelle der Freude, die das Ego als etwas Äußeres festhalten will. Es glaubt, sich dafür auf eine bestimmte Weise verhalten zu müssen. So entsteht im Ego das Konzept von Freundschaft – eine Beziehung zwischen „Ich“ und Umwelt. Die Umwelt wird nicht mehr als Raum für freudevolles Selbsterleben erfahren, sondern als Spiegel, der das ursprünglich eigene Gefühl bestätigen soll. Freundschaft wird zur Bedingung für Wohlgefühl.
Die Schwelle zurück zum Alleinsein
Im Erwachsenenalter verfestigt sich so die Vorstellung, dass Alleinsein den Verlust von Freude und Freundschaft bedeutet. Freude wird als etwas Bedingtes verstanden – abhängig vom Zusammenspiel mit einer objektivierbaren Umwelt. Vor dem Schritt zurück ins Alleinsein steht daher oft eine unmittelbare Furcht: die Angst, Freude zu verlieren. Besonders in Lebensgeschichten, in denen die Entwicklung von Freude mit besonderen Herausforderungen verbunden war, kann dieser Irrglaube fest verankert sein.
Diese Schwelle lässt sich überwinden durch feine, ehrliche Beobachtung des eigenen Erlebens. So erschließt sich der Zugang zu einer unbedingten Freude – einer Freude, die im Erwachsenenbewusstsein aus dem eigenen Sein erwächst.
Um die Funktionsweise des Ego zu verstehen und belastende Ego-Muster aufzulösen, hat sich die kontemplative Methode Psychosomatische Erkenntnistherapie (PSET) bewährt. Im Folgenden wird dieser in der europäischen Kultur verwurzelte Ansatz vorgestellt, der eine praktische Brücke zwischen Erkenntnis und innerer Befreiung schlägt.
PSET: Kontemplation und Erforschung der Skandhas
Was ist PSET?
PSET steht für Psychosomatische Erkenntnistherapie – ein in meiner Praxis entwickeltes, strukturiertes Verfahren für psychosomatisch geprägte Beschwerden. Es verbindet kontemplative Einsicht, Achtsamkeit und systemische Betrachtung, um innere Widersprüche zwischen Bedürfnis, Denken und Körperreaktion aufzulösen.
Für wen ist PSET geeignet?
Für Menschen mit anhaltender Anspannung, Schlafstörungen, Schmerzen, Verdauungsproblemen, Erschöpfung oder stressassoziierten Symptomen – besonders, wenn frühere Erfahrungen, Beziehungsmuster oder Ego‑Dynamiken eine Rolle spielen.
Wie wirkt PSET?
PSET macht den Widerspruch sichtbar, der entsteht, wenn der Körper in Schutz geht, während der Geist einem Bedürfnis folgt – und unterstützt dabei, Gelassenheit und ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Wird die fehlende Bedrohung erkannt, löst sich der Schutzreflex, das vegetative Nervensystem beruhigt sich und heilsame Geisteszustände werden erfahrbar.
PSET ist ein in Europa verwurzelter Ansatz zur geistigen Verwirklichung, der sich über die griechische Kontemplation entwickelt hat.
Er folgt damit der Empfehlung des Dalai Lama, zuerst in der eigenen Kultur nach Techniken zur geistigen Befreiung zu suchen, bevor man zum Buddhismus kommt.
Ziel ist es, durch die gleichzeitige Wahrnehmung scheinbarer Gegensätze tiefgreifende Entspannung, geistige Klarheit und langfristige Selbstregulation zu erreichen.
1. Ursprung und Begriffsrahmen
PSET leitet sich von „Kontemplation“ ab, einem griechischen Begriff für den doppelten Beobachtungskreis. Klassisch bezeichnete er die gleichzeitige Betrachtung des Irdischen und des Göttlichen. In der PSET erkennen wir, dass sich alles Dialogische in zwei getrennten Eigenperspektiven offenbart. So wird die Natur jeden Dialogs erfassbar – und mit ihr der grundlegende Charakter der Ganzheit.
Dieser entspannende Erkenntnismoment entsteht, sobald das konzepthafte und damit konflikthafte Sehen losgelassen wird und eine bewusste Wahrnehmung der Wirklichkeit eintritt. Ohne inneren Interpretationsaufwand taucht der Geist in einen Zustand großer Ruhe.
2. Die Grundübung: Raum und Gefühl
Die Basishaltung der PSET-Praxis lässt sich in zwei Schritten beschreiben:
- Erster Fuß: Raum – Du verweilst im Bewusstsein des Raums, in dem alle inneren und äußeren Erscheinungen stattfinden. Dieser Raum ist identisch mit dem Wahrnehmenden selbst – oft fälschlich mit einem Körperort gleichgesetzt.
- Zweiter Fuß: Gefühl – Du richtest deine Aufmerksamkeit auf das gegenwärtige Gefühl. Löst es sich auf, zeigt dies, dass du auf dem Weg zu ganzheitlicher Wahrnehmung bist.
Ein stabiler PSET-Zustand fühlt sich fließend und klar an. Emotionale Spannungen lösen sich von selbst, und Einsichten durchbrechen die übliche Dualität von Wahrnehmung und Reaktion.
3. Die Stufen der Skandhas
Um Ablenkungen und innere Widerstände zu bearbeiten, analysierst du deine Erfahrung entlang der fünf Skandha-Stufen:
- Form (Rūpa): Unverfälschte Objekte treten in ihrer reinen Soheit auf.
- Gefühl (Vedanā): Das Grundgefühl, das die Szene durchdringt.
- Wahrnehmung (Saṃjñā): Die ersten Zuweisungen und Etiketten deiner Erfahrung.
- Geistesfaktoren (Saṅkhāra): Mentale Muster und automatische Assoziationen.
- Bewusstsein (Vijñāna): Das Bewusstsein, das alle Erscheinungen wahrnimmt.
In der Regel verweilt das Bewusstsein auf der fünften Stufe, dem Narrativ. Durch wiederholte PSET-Sitzungen lernst du, punktuelle Erfahrungen aufzunehmen und nachträglich zu analysieren – dein Verständnis vertieft sich und das Bewusstsein schärft sich.
4. Ablenkungen erkennen und integrieren
Innerer Dialog und dominierende Gedankenbilder können dich von der Grundtönung abbringen. Typische Ablenkungsgedanken lauten: „Verarbeite erst mich, dann kannst du loslassen.“
Statt im Dialog zu verharren, beobachtest du solche Störungen direkt im Gefühl und aus dem Raum. Löst es sich nicht auf, durchläufst du die Skandha-Stufen erneut, bis die ursprüngliche Empfindung wieder im Fluss ist.
5. Die fünf kontemplativen Kernkonzepte
Unsere Wahrnehmung verzerrt die Wirklichkeit durch selbstverständliche Grundannahmen, die wir unbewusst hineinprojizieren. Die PSET macht diese Konzepte bewusst und löst sie auf, sodass sich klare, selbstauflösende Einsichten ergeben:
- Das Objekt ist räumlich getrennt.
- Es besitzt Festigkeit.
- Es nimmt wahr und reagiert.
- Es ist, wie es wahrgenommen wird.
- Das Wahrnehmende ist im Körper verortet.
Indem du diese Konzepte nach und nach aus deiner Beobachtung löst, entsteht eine direktere, durchlässigere Wahrnehmung.
6. Das „Anklopfen“: Körperlicher Störimpuls
Zwischen Wahrnehmung und Reaktion kann ein kurzer, vegetativ empfundener Impuls auftreten: das „Anklopfen“. Es erinnert den Geist an eine Bewertung:
- Je stärker ungelöste Gedanken, desto intensiver das Klopfen; es kann als Störung empfunden werden.
- Wenn du nicht in die Grundtönung zurückkehrst, richtest du das Anklopfen ins Zentrum deiner Wahrnehmung und erkennst es als etwas „Nicht-Selbst“.
- Es wandelt sich zu einem leichten Flackern oder zu sanften Schwingungen und geht mit Entspannung einher, da der Schritt zur wertenden Reaktion entfällt.
7. Polaritäten und Erkenntnis
PSET löst Alltagsprobleme und Konflikte auf und auch länger zurückliegende traumatische Erfahrungen. Es hilft, Ganzheit durch gleichzeitige Wahrnehmung von Gegensätzen zu erschließen und eröffnet damit tief befreiende Erlebnisse. Drei zentrale Polaritäten sind:
- Alleinsein vs. Verbindung: Erkenntnis der Eigenverantwortung jenseits von Anschlussbedürfnissen und Zugang zum Selbsterleben.
- Selbst vs. Nicht-Selbst: Erkenntnis des Egos als inneres Dialogspiel und Befreiung von belastenden Gefühlen.
- Polarität vs. Einheit: Erkennen der Soheit als einzige erfassbare Präsentation der Wirklichkeit; dies bedingt transzendentales Erleben.
PSET beginnt im Alltag, bei kleinen Problemen oder persönlichen Konflikten, und entfaltet sich langfristig als Technik befreiender Schritte auf einem tiefbewegenden Erkenntnisweg.
8. Praxis und Anwendungsfelder
PSET sollte ähnlich wie Sport und klassische Meditation regelmäßig geübt werden. Optimal ist:
- Tägliche Morgenpraxis: Direkt nach dem Aufstehen, solange der Geist klar und entspannt ist.
- Langfristiges Training: Punktuelle Einsichten akkumulieren sich und stärken das Selbstverständnis.
- Achtsame Kontemplation: Halte positive Einsichten bewusst, statt sie zu wiederholen, um neuroplastische Anpassungsprozesse zu fördern.
Ursprünglich entwickelt, um das vegetative Nervensystem bei psychosomatischen Symptomen zu beruhigen, eignet sich PSET zugleich für allgemeine Stressreduktion, psychische Stabilisierung und geistige Befreiung.
Fazit
Alle belastenden Gefühle entstehen durch die Identifikation mit dem Ego und seinen inneren Geschichten. Wer lernt, überpersönlich zu beobachten und im Raum der Wahrnehmung zu verweilen, erkennt: Das Selbst ist nicht lokalisiert, sondern entfaltet sich im offenen Feld. PSET verbindet kontemplative Tiefe mit systematischer Selbstanalyse. Durch die Übung von Raum–Gefühl-Haltung, Skandha-Reflexion und den bewussten Umgang mit Ablenkungen eröffnen sich entspannende Zustände und neue Erkenntnisse. Mit regelmäßigem Training stabilisiert sich das Nervensystem, Konflikte lösen sich, und eine klare, ganzheitliche Wahrnehmung wird Teil des Alltags – ein Weg zu innerer Freiheit und gelassener Präsenz.